Kurzgeschichten > Wahre Geschichten |
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machte mit seinen Stiefeln die entsprechenden Linien und die Sache wurde erledigt. Normalerweise hätte ich vor Lachen platzen können, wenn das in einer deutschen Einrichtung passiert wäre. Da aber keiner lachte, war das also eine Reinigung des Bodens nach Wunsch und fertig.
Bald füllte sich der Saal und alles roch nach diesem eigen- artigen Parfüm. Meine Vorstellung sollte eine Stunde dauern, doch nach jeder Etüde, nach jeder Studie oder Stilübung klatschten sich die Soldaten die Hände wund. So konnte ich dazwischen wenigstens genug Luft holen. Nach 90 Minuten war mein Repertoire abgespielt, doch die Soldaten klatschten ohne Ende weiter, so dass ich dazu überging, noch niemals gespielte Stücke von Marcel Marceau zu improvisieren. Nach zwei Stunden gab es keine Zugabe mehr, da ich am Ende meiner Kräfte war. Der russische Offizier kam zu mir und sagte einen Satz, den ich niemals vergessen werde:
"Du hast zwei Stunden aus einem russischen Buch uns Soldaten Geschichten vorgelesen. Mit deiner Sprache des Körpers."
Ich stand wie belämmert da und eine Träne rann über meine Wange. Das war die höchste Anerkennung die ich je als Mime erhalten hatte.
Nachtrag: Mit Offizieren der Nationalen Volksarmee der DDR sprach ich ebenfalls, doch es kam in den vielen Jahren zu keiner einzigen Veranstaltung !!!
LG Prenzlmaler.
10. Januar 2008 |
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