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SCHREIBSTAU
von Vismara Rudolf >>
Ein hart arbeitender Schriftsteller sein zu wollen, ist genau so schwierig, wie einer zu sein. Die Angst ist gross, sich einge-
stehen zu müssen, dass man an einem angefangenen Text
nicht weiter weiss und es löst Beklemmung aus, sich deshalb stundenlang damit beschäftigen zu müssen, das bisher Geschriebene zu redigieren. Da ein Wort, und dort ein Komma zu ersetzen oder zu streichen, um das nächste Mal wieder anders zu entscheiden ist die einzigen Betätigung. Der Faktor Zeit, den viele als Grund für ihr Nichtschreiben vorschieben, steht mir ausreichend zur Verfügung, aber nichtdestotrotz rinnt sie mir weg wie das Wasser beim Zähneputzen. Zeit ist beim Schreiben kein besonders wichtiger Faktor, wenn ich die richtigen Worte finde, kan n ich in kürzester Zeit das aus-drücken, wonach ein Anderer jahrelang grübelt und sich dann erst noch schlecht formuliert äussert. Doch was nützt mir diese Feststellung ?
Ich wandre hin und her, setz mich hin und lese unkonzentriert
in einem Buch, schau auf die Uhr, ob die Post schon gekommen ist, fahre mit dem Lift nach unten, um zum zweiten Mal den leeren Briefkasten zu öffnen, gehe in die Küche, lese dort etwas in der Zeitung, über das sie bereits gestern Anend im Fernsehen berichteten, oder mache am angefangenen Kreuzworträtsel weiter, damit ich heute doch etwas geschrieben habe und bin
dabei in Gedanken beim vorher gelesenen Buch, und wenn mir der Text, an dem ich an und für sich zu arbeiten habe, in den Sinn kommt, erfasst mich Panik und unzählige Gründe
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