Kurzgeschichten > Wahre Geschichten |
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Er wird verlieren. Innere Blutungen, massig Brüche. Seine Menschenmaschine kämpft noch, doch er ist in weiter Ferne. Und dort bin ich auch. Die anderen stehen bei ihm, an seinem Bett, halten Wache bei seinem zitternden, schwitzenden Körper. Ich folge seiner Seele, denn ich kenne ihn. Kenne seine Wege, kenne seine Ängste, verstehe ihn. Aber das er so böse sein könnte, hätte ich nicht gedacht. Aber ich denke nicht, ich folge nur dem Schweif und der Stimme in der Nacht. Ich spüre ihn. Er kichert und lacht laut. Er sitzt geduckt, jetzt neben mir. Steht auf, schaut mich an. Zwinkert mit den Augen. Erkennt er mich? Er kennt mich nicht. Er entschuldigt sich. Klopft mir auf die Schultern, sagt zu mir: "Entschuldige du dich." Ich frage: "Wieso denn? Ich bin nicht der, der mit dem Leben bricht." Er hustet und zischt: "Ich weiss, wir haben viel Zeit verbracht, aber hier wo sie nicht mehr ist, spielt das keine Rolle. Für keinen von uns. Woher kennst du den Weg hierher?" "Ich folgte dir, ich kenne den Duft deiner Spur, ich rieche dich. Wollte dir sagen, komm zurück. Da wo ich herkomme wartet deine Mutter und dein Vater. Sie weinen. Da wartet auch dein Körper. Wir alle warten auf dich." Er schaut zu Boden. Er ist es nicht, den ich kannte. Er ist nur noch sein Schatten und sagt: "Du siehst, ich ebne den Weg, den auch du gehen wirst, vor dir, für euch. Ich wollte nach Hause, zurück dort hin wo ich herkam. Ich habe keine Eltern, ich war ein fremder auf dieser Welt. Doch diese Schattenwelt, in der ich selbst meine Nacht und der Schatten darin bin, ist nicht wahr. Du weisst, das ist nicht wahr." Ich stehe an seinem Bett halte seine Hand und flüstere in seine Ohren: "Ich bin da." Sein Körper durchdringt ein Schlag, seine Augen öffnen sich. Er starrt mich an. Seine Augen sind weit offen. |
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