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Melissa senkte den Blick und atmete tief durch. Eine einzelne Träne rann über ihre blasse Wange. Sie holte ein Kuvert aus ihrer Tasche und reichte es Oksana. „Sollte sie mich eines Tages tatsächlich suchen, wird sie ihr Weg wahrscheinlich zu dir führen…“ Sie blickte sie flehend an. Diesem Mädchen zu vertrauen war ihre einzige Möglichkeit. „…gib ihr das. Es ist wichtig. Sollte sie aber niemals nach mir suchen, umso besser. Und eines noch…“ Diesmal wandte sie sich an Agatha. „…sie soll an die ersten liebevollen, geeigneten Eltern übergeben werden. Und…“ Ihre Stimme begann zu beben, sie blickte auf das Bild gegenüber, welches einen rot-orangen Sonnenuntergang zeigte. „…ihr Name ist Lillian.“ Mit Tränen in den Augen drückte sie das Baby noch ein letztes Mal an sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Oksana nahm nach einer Zeit war, dass Melissa nicht leise sprach, sondern ein Lied in einer fremden Sprache sang. Sie wiegte ihr Kind sanft.
Oksana tauschte einen Blick mit ihrer Mutter, welche ebenfalls Tränen in den Augen hatte. Melissa gab ihr Kind nicht einfach so her. Sie hatte tatsächlich keine andere Wahl, das spürte die Krankenschwester nun.
„Lillian wird die besten Eltern bekommen.“, versprach Oksana mit erstickter Stimme. Trotz Melissas starker Ausstrahlung, wirkte diese nun so hilflos.
„Ich weiß.“ Melissa schenkte Oksana ein leichtes Lächeln. Sie hatte der Tochter der Krankenschwester sofort vertraut. Das gute Menschenkenntnis Melissas Mutter hatte sich diesmal wohl durchgesetzte.
„Du singst sehr schön.“, lobte Oksana.
Melissa betrachtete ihr Baby ein letztes Mal. „Danke.“ Ihre Hände zitterten, als sie es Oksana reichte. „Meine Mutter hat das immer für mich gesungen.“ Sie ging zum Garderobenständer und zog sich schnell an. |
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