Romane > Familie |
 |
|
in
61
einem schwarzen, großen Auto
gebracht und im Hof aufgebahrt. Der
Sarg wurde geöffnet und Opa lag
darin. Er hatte einen schwarzen
Anzug an und lag, die Hände über
dem Bauch gefaltet, das Gesicht
etwas bleich mit geschlossenen
Augen in dem mit weißem Tuch
ausgeschlagenen Sarg. Er
betrachtete ihn lange, man hatte ihm
gesagt, er sei tot, er fand, er schlief
nur.
62
MOBBING
Er war auf dem Weg von der Schule
nach Hause wieder von anderen
Kindern verspottet und beschimpft
worden. Den ganzen Nachmittag
ärgerte er sich darüber und als sie
alle beim Abendessen saßen,
erzählte er davon. Seine Eltern
versuchten ihn zu beruhigen, es sei
doch nicht so schlimm, es sei leider
Usus, sagten sie. Aber er ließ sich
nicht so einfach beruhigen und
63
beschwerte sich weiter. Seinem
Vater wurde es schließlich zu bunt
und er sagte einen Spruch auf, den
er noch nie zuvor gehört hatte:
Wenn eiern Doller
Unsern Doller
Noch amol Doller schennt
Schennt unsern Doller
Eiern Doller
So lang Doller
Bis eiern Doller
64
Unsern Doller
Ne’ meh’ Doller schennt
DAS VENTIL
Wenn der 1. Mai heranrückte, traf
sich die Dorfjugend, die aufgeteilt
war in Ober– und Unterdorf, um über
die Aktivitäten der Nacht der Nächte
zu beraten und Vorbereitungen zu
treffen. Es galt als ungeschriebenes
65
Gesetz, dass in dieser Nacht die
Dorfjugend sich einen Jux machen
und Bewohnern, die sich im
vergangenen Jahr nicht nett gegen
sie verhalten hatten, einen Streich
spielen durfte. Sie berieten schon
Tage vorher, was man anstellen
könnte. Eine Anwohnerin des
Bolzplatzes, der offiziell keiner war,
hatte jedes Mal, wenn der Ball in
ihren umzäunten Garten fiel, |
 |
zurück |
Seite
von 21 |
|
 |
Kommentare (0) |
|