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an der rauhen Nordsee gibt.
Hanjos Schenkel treiben das müde Pferd unerbittlich an, als es zu dämmern beginnt auf dem Handelsweg zwischen den holsteinischen Feldern. Das Pferd schüttelt den Hals unter Hanjos immer stärker zitternden Händen. Dem stolzen Kaufmannshaus im Schatten der großen Lübecker Ratskirche gehören jetzt alle Gedanken des Reiters. Seit Ewigkeit ist es sein Zuhause. Beim Anblick der Silhouette Lübecks mit seinen hoch aufragenden Türmen verspürt er Stolz und Dankbarkeit gegenüber seinem Schicksal. „Diese Reise ist der Anfang. Endlich geht mein Traum in Erfüllung, dieser Stadt zu dienen, wie es mein wohlwollender Dienstherr immer vorlebt. Den Kaufmann Krummdiek will ich auch als Ersten aufsuchen, um ihm von meiner glücklichen Reise zu berichten!“
Ein glänzender Schein liegt über der Hansestadt, als die Stadtmauer vor ihm aufragt. Die Wächter am Holstentor würdigen ihn keines Blickes, sondern reden wild durcheinander. Als Hanjo in die Gasse zur Ratskirche einbiegt, sitzt er mit offenem Mund vom Pferd ab. Eimer fliegen von Hand zu Hand. Eine Straßenzeile steht in hell lodernden Flammen! Hanjos Hals ist trocken. Er greift den nächsten Eimer, der auf ihn zu kommt. Die Wasserschwaden zischen an den glühenden Backsteinwänden empor, doch das Feuer frisst alles in Windeseile. Mit jedem neuen Griff nach den Wassergefäßen werden Hanjos Gedanken klarer, dass sein geordnetes Leben in dieser Nacht aus den Fugen geraten ist.
„Alles ist zu Ende. Niemand ist mehr übrig. Die Krummdieks sind ausgelöscht,“ flucht Hanjo stumm in seinen Bierkrug, den er schwerfällig an die Lippen führt. Der Brand dieser Nacht ist das beherrschende Gesprächsthema in der Stadtschänke am |
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