Romane > Familie |
 |
|
Hafen. Hanjo zieht sich den nassen Umhang enger um den frierenden Körper. Die Leere im Kopf erstickt ihm jedes weitere Wort; jede Bewegung schmerzt seine müden Glieder. Mit hängenden Schultern lehnt er am Tisch. Die Nässe und der Geruch von verbranntem Fleisch in dem kleinen Wirtsraum halten die schrecklichen Bilder in seinen Gedanken fest.
„Möge der Herrgott mich zu sich holen! Es ist alles aus!“ - Sein Kopf schlägt unsanft auf der groben Holzplatte auf. „Aber Hoffnung ist das Größte von allem, Junge! Oder ist auch sie dir heute in der Höllenglut verloren gegangen?“, dringt es an sein Ohr. Ein massiger Körper drängt sich neben ihn auf die schmale Bank. Er spürt einen Stoß in die Seite und fährt zusammen. Seine schmerzenden Augen sehen eine Unmenge von edlem Wolltuch neben sich aufbauschen, aus dem kleine dunkle Augen ihn aufmerksam betrachten.
„Du bist doch der Bursche aus dem Hause Krummdiek! Du hast dich wohl geschickt angestellt, um diesem Hölleninferno zu entkommen, Junge?“
Die Stimme klingt fest durch die hitzige Stimmung der Wirtsstube.
„Ich hätte sie alle gerettet, wenn ich rechtzeitig in der Stadt gewesen wäre. Nun ist mein Leben auch vertan,“ wispert Hanjo kaum vernehmbar.
„Ludwig Krummdiek war mein bester Geschäftspartner. Die Stadt Lübeck hat durch den Niedergang dieser angesehenen Kaufmannsfamilie einen schweren Verlust erlitten. Genauso wie ich und wie du. Aber wir müssen nach vorne sehen. Schon bricht ein neuer Morgen an für vielversprechende junge Burschen wie dich. Wenn du Arbeit suchst, dann findest du mich bei der Stadtwaage unter den Marktarkaden.“
Schnell hinterlässt der edle Dicke eine Lücke neben ihm, die Hanjo gleich nutzt, um seine |
 |
zurück |
Seite
von 12 |
|
 |
Kommentare (0) |
|