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Romane > Krimi
sich einzugestehen, aber in solchen Augenblicken war ihm vollkommen klar, daß sie in verschiedenen Welten lebten und wohl immer leben würden. Aber wie hätte es auch anders sein können bei seinem Beruf?
In den Algeriervierteln hinter dem Alten Hafen begann eine andere Welt - geheimnisvoll, lockend, gefährlich. Dunkelhäutige Frauen und Männer saßen vor den Häusern und blickten gelangweilt, manchmal aber auch etwas argwöhnisch dem Fremden hinterdrein, der hier an manchem Abend entlangschlenderte. Max war etwas unbehaglich zumute, weil er sich beobachtet fühlte, doch in der Dunkelheit und ohne Stadtplan verirrte er sich mit jedem Schritt nur immer mehr in diesem bergigen, mittelalterlich anmutenden Labyrinth aus kleinen Gassen, staubigen Plätzen und beinahe ununterscheidbar gleich aussehenden Häusern mit ihren obligatorischen Satellitenschüsseln davor. Als er um eine Ecke bog kamen ihm plötzlich einige Dutzend Moslems entgegen, die gerade aus einer der improvisierten Moscheen strömten: Er hatte gelesen, daß es in Marseille kein offizielles Gotteshaus für die vielen Mohammedaner gab. Die Männer waren in ihre Gespräche vertieft und nahmen den Fremden, der sie im Durchschnitt um einen Kopf überragte, kaum zur Kenntnis. In einer anderen Gasse patrouillierten dunkelhäutige Dirnen und warteten auf Kundschaft. Max riskierte beim Vorgehen einige vorsichtige Blicke, die von den Mädchen sofort aufgenommen wurden. Für einen Moment gab er sich der Vorstellung hin, dem in ihm aufsteigendem Verlangen nachzugeben, aber verwarf diesen Gedanken sofort wieder, weniger, weil er sich gegenüber Justine in der Pflicht fühlte, sondern weil er nicht lügen konnte und so seine Tat mit Sicherheit entdeckt würde. Er fragte sich, ob Justine Verständnis für ihn hätte.
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