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Leseprobe
1.Die Deportation
Sie war eines der vielen deutschen Mädchen, die in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg in der Schweiz Arbeit suchten. In ihrem oberbayerischen Dorf konnte der Vater seine sechs Kinder nicht mehr ernähren. Sie war eben gerade sechzehn, als man sie in die Fremde schickte. Widerspruchslos nahm sie ihr Schicksal an. Sie fand sich in diesem reichen Land gut zurecht. Heimweh zu haben, dazu fehlte ihr die Zeit, denn es gab so viel Neues zu lernen und zu verstehen. Mit ihrem fröhlichen und natürlichen, umgänglichen Wesen eroberte sie schnell die Herzen der Herrschaften, bei denen sie diente. Sie war arbeitsam, gelehrig und auch sparsam und legte von jedem Zahltag einen schönen Batzen auf die Seite. Bald einmal wurde ihr bewusst, dass sie nie mehr in die Heimat zurückkehren würde. Schon mit achtzehn fing sie an, für ihre Aussteuer zu sorgen, man sollte damit nicht warten, bis ein geeigneter Mann auftaucht. Stück für Stück kaufte sie Betttücher die sie am oberen Ende mit hellblauen Ornamenten bestickte. So hatte es ihr Mutter beigebracht.
Mit der Wahl des Mannes liess sie sich jedoch Zeit, auch wenn ihr der eine oder andere gefiel. Erst musste sie erwachsen werden. Als sie zwanzig war, trat sie eine neue Stellung in Zürich an. Das Leben in der grossen Stadt gefiel ihr. Sie liess sich die Haare - Ponyfransen bis zu den Augenbrauen - nach . |
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