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das Buch. Haus- und Kindermärchen, Brüder Grimm.
Dr. Zettel war ganz Junge, ganz Nicky. Steif und klein saß er im großen Sessel.
Gerharda sprach streng mit ihm. Du hast uns verschwiegen, Nicky, daß du im Leib der Mutter widersetzlich gewesen bist. Du hast noch die Ärmchen gerührt nach der ersten Welle. So mußte deine liebe Mutter einen ganzen Becher aufgelöster Tabletten am Folgetag nachschieben. Aber du, du warst immer noch kein braver Junge. Du lebtest. Nach einer Woche mußte die Mutter aufgeben. Du warst immer noch da.
Nicky löste sich aus der Starre. Noch heute sagte er, jetzt nicht mehr mit tonloser Stimme, noch heute ist mir, als müsse ich die Eintrittskarte ins Leben mir immer wieder neu verdienen.
*
Gerharda legte ihm die Hand auf die Schulter. Wir benutzen, Dr. Zettel, wir werden benutzt. Eine Kette wird da weitergereicht, von lauter Eimern. In jedem Eimer, in jedem Schicksalskelch in der Kette ist siedendes Pech, zähes Bitumen, und über die Ränder tropfen böse Klümpchen heraus, kokelnd, übelriechend, sie fallen auf die weißen Laken, es gibt Löcher mit häßlichen Rändern, so wie hier die kratzigen Lavafelder ihre unschönen Übergänge haben.
*
Ihre Reise ins Ich, Dr. Zettel. Bitte sehr, nun wissen Sie, warum das immer weiter ging bei Ihnen. Daß Sie nicht innehalten konnten. Nach den drei Doktorhüten noch die Mathematik, Ihre Reisen zu den Kongressen, damit Sie auch dort ihre kleinen Einsätze landeten, ihre Duftmarken anbrachten. Aber das göttliche Kind in Ihnen weint. Es steht vor der Schwelle. Es tritt nicht ins Leben.
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Durfte Dr. Zettel überhaupt noch sein eigenes Wort sagen? Es wurde ihm nicht zugestanden. Man verdrehte ihm das Wort im Mund. |
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