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auseinandergespritzt.
Dr. Zettel sprach leise. Ja, die Bombe der Abtreibung. Ich bäume mich gegen das auf, was mir geschehen ist. Ich biete der Welt die Stirn.
Aber doch nicht im Kampf gegen die Mütter, Dr. Zettel. Sie sind ungehorsam. Sie haben sich schon wieder vergessen.
Sich selbst vergessen, wer möchte das nicht?
*
Gerharda nahm keine drohende Haltung ein. Sie lehnte sich zurück. Sie hatte ein Märchenbuch in der Hand. Auf dem Dreibein sitzend sprach sie zu Dr. Zettel im Kinderton.
Weißt du, Nicky, warum wir Euch Kleinen immer wieder die ganz alten Geschichten vorlesen müssen? Schneewittchen machte den Fehler, schöner als seine Mutter zu sein. Eltern sind zuweilen auf ihre Kinder eifersüchtig. Wer als Bub nicht hübsch artig ist, der hat wer weiß einen härteren Willen als ich, die Mutter. Nicky, vor allem heißt es fürs Kind, nicht eigensinnig zu sein.
*
Und nun las Gerharda das Märchen vor. Es war Grimm Nr. 117. Es hieß »Das eigensinnige Kind«. Es füllte keine halbe Seite.
Es war einmal ein Kind eigensinnig und tat nicht, was seine Mutter haben wollte. Darum hatte der liebe Gott kein Wohlgefallen an ihm und ließ es krank werden, und kein Arzt konnte ihm helfen, und in kurzem lag es auf dem Totenbettchen. Als es nun ins Grab versenkt und Erde über es hingedeckt war, so kam auf einmal sein Ärmchen wieder hervor und reichte in die Höhe, und wenn sie es hineinlegten und frische Erde darüber taten, so half das nicht, und das Ärmchen kam wieder heraus. Da mußte die Mutter selbst zum Grabe gehen und mit der Rute aufs Ärmchen schlagen, und wie sie das getan hatte, zog es sich hinein, und das Kind hatte nun erst Ruhe unter der Erde.
*
Gerharda schloß |
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