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Romane > Menschen
ziehe Julis Gesicht zu mir heran und drücke ihr ein Küsschen auf die Wange. „Du schaffst das, Süße!“
Meine Trainerin zwinkert ihr noch kurz zu, dann läuft sie los. Sie stellt sich in ihre Anfangsposition, den linken Fuß hinter dem rechten Bein gekreuzt und den Oberkörper weit hinuntergebeugt. Sehr unbequem sieht das aus. Ich spüre ihre Aufregung, die Konzentration. Als die Musik anfängt ist alle Anspannung vorüber. Ich kann sehen, wie das Zittern aufhört. Die ersten Töne sind sehr leise, langsam und melodisch. Es ist ein Klavierstück.
Langsam bewegt sie sich zur Musik, es passt alles zusammen. Dann beginnt sie zu laufen, die ersten Sprünge steht sie scheinbar mühelos.
Bei jedem Sprung zuckt unsere Trainerin kaum merkbar zusammen und atmet erleichtert auf, wenn Juli etwas geschafft hat.
Es scheint, als hätte Juli ihre ganze Nervosität für die paar Minuten auf mich übertragen. Mein ganzer Körper zittert, ich drücke meine Daumen so fest ich kann, während ich ihr zuschaue, wie sie in ihren Rollschuhen über den Hallenboden gleitet und die Zuschauer sich fast die Hände wund klatschen.
Sie ist heute wirklich in Topform. Die Musik wird schneller, Juli passt sich ihr an und läuft die einstudierte Choreografie ohne den kleinsten Fehler. Sie bremst ab, läuft um eine Kurve. Der Anlauf zum Doppelaxel. Meine Trainerin stöhnt auf. Das sollte Juli nicht versuchen, sie hat diesen Sprung noch niemals geschafft. Ich breche mir fast die Finger, so feste drücke ich die Daumen.
Juli setzt an und drückt sich mit aller Kraft hoch in die Luft, es ist, als würde sie sich in Zeitlupe drehen. Dann – Frau Winter hat die Hände vor den Augen zusammengeschlagen – landet Juli auf allen vier
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