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Romane > Menschen
Rollschuhtasche in die Hand. Ich torkle im Halbschlaf durch den dunklen Flur und öffne die knarrende Kellertür. Mit der Rollschuhtasche in der Hand gehe ich langsam die Treppe hinunter und stelle die Tasche neben meine. Sie ist geöffnet, meine Rollschuhe werfen mir böse Blicke zu. „Wieso hast du dir auch die Bänder überdehnt?“, fragen sie mich und klackern mit den Rollen aneinander. „Selbst schuld! Sonst wärst du heute Erste geworden.“
„Seid still“, fauche ich und schlurfe betrübt die Kellertreppe wieder hinauf.
Papa kommt gerade mit Juli auf dem Arm von draußen herein als ich die Kellertür schließen will, die mit einem lauten Quietschen in den Rahmen fällt.
„Langsam werdet ihr dafür wirklich zu schwer“, brummt Papa und stöhnt unter Julis Gewicht. Ich gehe in die Küche zu Mama, die am Fenster steht und eine Zigarette raucht. Sie hat mich schon hereintapsen gehört, weil ich barfuß über den Laminatboden schleiche.
„Zieh dir was an die Füße, Schatz.“
„Mach die Zigarette aus, Schatz.“, knurre ich, öffne den Kühlschrank und schraube den Deckel der Mineralflasche auf.
„Was ist los mit dir, Süße?“ Sie drückt tatsächlich die Zigarette aus und kommt auf mich zu.
In der Küche ist es dunkel, damit keine Mücken durchs offene Fenster hereinkommen. Ich kann nur ihre Umrisse sehen.
Ich setze die Flasche an die Lippen und trinke einen großen Schluck, bevor ich sie wieder schließe und in den Kühlschrank zurückstelle.
„Nichts.“
Daraufhin kann ich trotz der Dunkelheit ein Lächeln über ihr faltiges Gesicht huschen sehen. Mama ist schon zweiundfünfzig. Sie hat Falten, aber sie ist trotzdem wunderschön. Oder gerade deswegen, ich weiß es nicht.
Als sie mich umarmt muss ich weinen.
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