Experimentelles > Gesellschaftskritisches |
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Kopf ein Stück und öffnete seine Augen nur ein kleines Bisschen. Verschwommen nahm er das verbeulte Gesicht des Mädchens wahr, ohne im ersten Moment zu begreifen, was genau er sah. Furchtbare Schmerzen tobten in seiner Brust. Wohl die Vorboten meines baldigen Ablebens, so dachte er resigniert bei sich. Er kämpfte sich zurück zur Oberfläche. Wollte noch nicht sterben.
„Geht es dir nicht gut, Grossvater?“ Fragte die Kleine unter Tränen. Sie kniete sich neben den alten Mann hin und ergriff mit beiden Händchen die Hand, die er sich im Krampf an seine Brust gepresst hatte, bevor er ohnmächtig geworden war. Zuerst lockerte sich sein erstarrter Arm und der eiserne Griff seiner Hand um den zerfetzten Kragen seiner Strickjacke nicht und das Mädchen wollte die Hand bereits wieder loslassen. Dann löste sich die Sperre auf einmal. Er versuchte zu lächeln. Es misslang. Er fühlte die eisige Kälte ihrer kleinen Händchen auf seiner.
„Es… geht… mir gut.“ Log er unter grossen Schmerzen. Er presste die Worte mühsam ächzend hinaus, so als ob sie aus zäher Erde bestünden. Einen winzigen Moment sah er nichtmehr das liebevolle, aber traurige Gesicht des Mädchens, sondern die bleiche, hämische Fratze des Todes vor seinen Augen. Geh weg Sensenmann, du bist zu früh. Dachte er grimmig und zutiefst erschrocken.
Das Mädchen schenkte ihm ein Lächeln und streichelte weiter seine Hand. Plötzlich sagte es ganz leise: „Ich habe solchen Durst.“ Den hatte er auch. Er würde fast alles geben für einen Schluck Wasser. Sein Gaumen war völlig verklebt und seine alten, malträtierten Innereien fühlten sich an, als bestünden sie aus loderndem Feuer.
Alles würdest du geben? Was würdest du denn geben? |
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