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unrasiert aus dem Bad gekommen wäre? Zu groß wäre die Schmach gewesen!
Nachdem ich mein Gesicht eingeseift hatte, befreite ich sowohl meinen Mund als auch meine Augen vom Rasierschaum. Ich schmunzelte, als ich mich daraufhin im Spiegel sah: Ich ähnelte einem Smile-Abzeichen - nur ohne Gelbsucht.
Dann wurde ich wieder ernst und griff zum Einwegrasierer. Meine Hand zitterte, als der Klingenkopf in die Schaumschicht eintauchte und ich den Rasierer über meine rechte Wange zog. Ich spürte wie die Barthaare schmerzlos am Wurzelansatz gekürzt wurden: ein veritables Gemetzel unterhalb der friedlichen Schaumschicht! Mir schauderte es bei diesem Gedanken - oder war es eher wegen des erfrischenden Mentholzusatzes im Rasierschaum?
Mit jedem Rasierzug wuchs meine Selbstsicherheit - und mein Leichtsinn. So kam es, dass ich die lästigen Schnauzhaare in nur einem Zug abrasieren wollte! Ich setzte deshalb den Klingenkopf über meinem linken Mundwinkel an, mit der Absicht, diesen energisch und horizontal über die Oberlippe zu ziehen. Aufgrund der etwas übertriebenen Schaumschicht hatte ich aber nicht bemerkt, dass die darunter liegende Nase dieses Manöver nicht zulassen würde. Erst als die Doppelklingen schmerzhaft mit meiner Nase zusammenstießen, erkannte ich den Ernst der Lage. Verzweifelt versuchte ich, mit dem Rasierkopf Höhe zu gewinnen, erreichte aber dadurch nur, dass mein gesamter linker Nasenflügel inklusive Nasenspitze wie eine Kartoffel geschält wurde!
Ich biss mir auf die Lippen, um das Schreien zu unterdrücken - schließlich wollte ich meine Eltern draußen im Gang nicht unnötig beunruhigen. Mit unerhörten Schmerzen applizierte ich dann ein großes Heftpflaster um |
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