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Leibrente auf Lebenszeit sein Unternehmen. Das war der einzige faire Handel, den ich jemals in meinem Leben tätigte! Mit zwanzig Jahren war ich nun der Herr eines Großunternehmens. Unsere Karawanserai war die allererste Anlaufstation für die Karawanen aus dem Osten. Ich hatte die erste Wahl, ich bestimmte den Preis. Ich handelte schon mit Frauen, als ich mir meines Mannseins noch gar nicht bewusst war und in jeder Frau noch zunächst das Mütterliche sah. Als ich schließlich alt genug war, um mit Frauen zu verkehren, lernte ich einen lieblosen, einzig auf Befriedigung meines Triebes hin ausgerichteten Vorgang kennen und ausüben. Meine Beziehung zu Frauen konnte man gleich setzen mit der Nahrungsaufnahme: ich wählte und kaufte auf dem Markt, ließ zubereiten, speiste ausgiebig und nach dem Genuss wandte ich mich wieder wichtigeren Dingen zu. Nein, grausam war ich zu Frauen nie. Aber auch nicht zärtlich. Ich benutzte sie schlicht und einfach. Ich schätzte sie inzwischen ja als Ware. Oder eben als Stiefmutter. Als ich reich war, kaufte ich sie mir, so wie man sich Schmuckstücke oder Pferde zulegt. Die Frauen in meinem Besitz waren außerordentlich anmutig. Es war eine erlesene Sammlung. Der Besuch meines Harems gehörte bei wichtigen Transaktionen zu meinen Verhandlungsstrategien: wann unterzeichnet ein Geschäftspartner einen Vertrag williger als nach einem guten Mahl oder dem Liebesakt, wenn sich wohlige Sattheit in Körper und Geist breit macht? Dieses Wissen nutzte ich für meine Zwecke aus. Wir feilschten manchmal sogar während des Beischlafs: als ob man nebeneinander stehend sein Wasser abschlagen würde und sich dabei über dieses und jenes unterhielt.
Unter meinen Frauen |
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