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Kurzgeschichten > Geschichtliches
gab es eine, mit der ich reden konnte. Ich suchte ihre Nähe, aber ich hatte gleichzeitig auch Angst vor ihr, weil sie der einzige Mensch war, der in mein Herz zu schauen vermochte und manchmal in mir an Punkten rührte, die ich tagtäglich mit meinem Lebenswandel verdrängte. Dinge, die ich eigentlich gar nicht mehr wissen und hervorholen wollte, am liebsten vergessen hätte. Der mächtige Magnat war ganz tief drinnen immer noch der kleine Junge, den seine Stiefmutter von sich stieß und der um die verlorene Liebe seiner verstorbenen Mutter trauerte. Ich vermied möglichst jede Gefühlsregung, ich wollte nie mehr von einem Menschen, den ich liebte, verlassen werden. Aber diese Frau brachte mich völlig aus dem Gleichgewicht. Gewiss, es trieb mich zu ihr hin, ich fand in ihr einen vagen Abglanz jener Mutterliebe, die ich so schmerzlich vermisste. Aber ich konnte sie nicht…ich durfte sie nicht…nein, es ging nicht. Niemals mehr wollte ich auf so erniedrigende Weise meinen eigenen Gefühlen ausgeliefert sein. Sie starb eines Tages ganz plötzlich. Ich war erschüttert. Ich war erleichtert. Und dabei sonderbar leer. Ich ersetzte sie durch fünf junge Sklavinnen, die die nächste Karawane aus Isfahan mitbrachte.

Salif wurde meine rechte Hand. Lange wehrte ich mich innerlich dagegen, aber schließlich musste ich ihm einen Teil meiner Geschäfte übertragen, es wuchs mir einfach über den Kopf. Ich hatte ihn im Laufe der Jahre mit Vollmachten ausgestattet. Ich misstraute ihm zwar anfangs, verließ mich aber dann doch immer mehr auf ihn. Mehr als zwei Jahrzehnte lang expandierten wir außerordentlich. Bis wir die Geschicke des Reiches mitbestimmten und zur Wirtschaftsmacht hinter dem Sultan
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