Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches |
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hatte. Als er unten angekommen die Haustür öffnete, spürte er einen lauen Augustwind um seine Nase wehen und nahm einen leichten Brandgeruch wahr. Aus der Ferne hörte er grölende Menschen etwas rufen, was er akustisch jedoch nicht verstand. Er holte zügig seinen Wagen aus der Garage und stieg wieder aus, um den Probeschuss abzugeben. Dabei zielte er im schwachen Licht einer weit entfernten Laterne aus kurzer Entfernung auf eine 30 Meter hohe Platane, die als einziger Baum im Hinterhof auf einer kleinen Grünfläche stand. Die Waffe funktionierte einwandfrei, der Schuss hallte durch die noch junge Dunkelheit und niemand schien sich daran zu stören. Nach einigen Schritten hatte er die Platane erreicht und überprüfte nun das Einschussloch, indem er mit den Fingern seiner linken Hand prüfend darüberstrich. Er entspannte den Hahn, stieg in den Wagen und legte die Pistole auf den Beifahrersitz. Jetzt befanden sich nur noch sieben Kugeln in der Waffe, von denen mindestens eine für seine Exfrau Beate bestimmt war. Im Tag ohne Gesetz sah er eine ausgezeichnete Gelegenheit, um endlich mit ihr abzurechnen. Sie hatte sich vor vier Jahren von ihm scheiden lassen, weil er ihrer Meinung nach zu viel getrunken habe. Immer wieder hatte sie ihn gedemütigt und ihn als Versager bezeichnet. Er hatte sich all die Beleidigungen und Verleumdungen, die jemals aus ihrem Munde gekommen waren, genauestens gemerkt.
Nachdem er die Türen fest verriegelt hatte, fuhr er langsam und ohne Licht durch die gesetzlosen Straßen seiner Heimat, denn er wollte nicht schon von Weitem gesichtet werden. Am heutigen Tag musste er ohnehin keinen Strafzettel befürchten. Es war überaus ratsam, vorsichtig und mit |
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