Kurzgeschichten > Gesellschaftskritisches |
 |
|
Hinterhof aus dem Fenster im Schlafzimmer konnte er nichts Außergewöhnliches feststellen. Einigermaßen beruhigt ging er zurück ins Wohnzimmer, um sich die Fernsehbilder des gerade erst begonnenen Tages ohne Gesetz zu Gemüte zu führen. Da er morgen freihatte, musste er nicht schlafen gehen. Überhaupt kannte er persönlich niemanden, der an diesem Tag arbeiten musste. Alle Kinder hatten schulfrei oder Ferien. Wie er gerade im Fernsehen verfolgte, berichteten Rundfunkanstalten und Sender aus aller Welt weiterhin über die Geschehnisse in Deutschland. Norbert wollte erst am nächsten Abend zuschlagen und zunächst einmal abwarten, wie die Dinge sich entwickeln würden. Konnte er es am Tag ohne Gesetz überhaupt riskieren, seine Wohnung verlassen?
Um sieben Minuten nach Mitternacht hörte er plötzlich Schreie, die von der Straße zu kommen schienen. Als er mit äußerster Vorsicht ein wenig den Rollladen seines Wohnzimmerfensters nach oben gezogen hatte, bemerkte er, dass das Geschrei nicht von unten, sondern von der anderen Straßenseite aus einem Fenster einer schräg gegenüberliegenden Wohnung im vierten Stock kam. Das Fenster war im Gegensatz zu den meisten anderen nicht von einem Rollladen verdeckt und zudem noch sperrangelweit geöffnet. Wider jede Vernunft war das dahinterliegende Zimmer sogar hell erleuchtet. Norbert sah, wie zwei Personen wild umherfuchtelnd miteinander stritten. Es handelte sich um ein jüngeres Ehepaar, das er schon häufiger auf der Straße gesehen hatte. Die Auseinandersetzung fand ein jähes Ende, als die Frau von dem Mann aus dem Fenster gestoßen wurde. Sie blieb reglos liegen und war anscheinend sofort tot. Er legte sich die Hand auf den Kopf und wusste für |
 |
zurück |
Seite
von 19 |
|
 |
Kommentare (0) |
|