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Kurzgeschichten > Krimi
scheuchte das Personal und suchte Kontakt zu vermeintlichen VIPs. Unser Hemingway hatte es ihr besonders angetan. Am liebsten erzählt er von seiner Farm in Afrika, der Massai, mit der er verheiratet war und der Diamantmine, auf die er nach ihrem Tod gestoßen ist. Tatsächlich ist er ein pensionierter Beamter aus Bonn, der sein Leben lang vom großen Abenteuer geträumt hat, und sich jetzt einmal im Jahr eine Reise auf der "Star of the Seas" gönnt.
Zum Galadiner am Kapitänstisch erschien Janine Dabelstein in einem blassgoldenen Seidenanzug, das Haar zu einer aufwendigen Hochfrisur aufgesteckt und mit Geschmeide für mindestens zwei Abende behangen. Pikiert registrierte sie, dass auch Herbert und Karina Luchs, die beiden Preisauschreibengewinner, eingeladen waren.
"Was für ein entzückendes Kleid! Meine Putzfrau hat ein ganz ähnliches."
Dabelstein ließ sich neben der errötenden Frau Luchs nieder.
"Sie studiert Modedesign. Die Putzfrau, nicht meine Frau."
Der Blick, den Janine ihm zuwarf, hätte einen aktiven Vulkan zum Einfrieren gebracht. In ihre perfekt artikulierten Nichtigkeiten, die sie anschließend im Maschinengewehrtempo auf den Kapitän los ließ, mischte sich ein leichter Hamburger Slang.

Den Slang erkannte ich sofort wieder, als sie auf dem Gang vor meiner Kabine, einem der wenigen Orte an Bord, an denen Handys Empfang haben, ein telefonisches Schäferstündchen hielt: "Kopper, jetzt haben wir es fast geschafft. Ich wünschte, du wärst hier!" Der Rest war nicht jugendfrei. Mit ihrem Vokabular hätte sie mühelos jeder professionellen Flirtline-Frau Konkurrenz gemacht.
Das Anlegemanöver in La Goulette störte ihr Tête-à-tête.
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