Kurzgeschichten > Liebe |
 |
|
Ja, ich war gemein, aber ich fühlte mich so überaus stark, mit allem klarzukommen, und ich wollte auf keinen Fall klein beigeben. Warum auch? Das Leben war eben so. Die Liebe... die war nach ein paar Jahren weg. Und der Respekt, der meiner Meinung nach viel wichtiger war als die Liebe, der war auch weg. So what?
Ich weiß, ich bin manchmal zynisch trotz meiner Jugend, ähnlich wie die junge Cécile in „Bonjour Tristesse“, deren Namen ich zufällig trage. Die hatte die zukünftige Ehefrau ihres Vaters durch Intrigen in den Tod getrieben. Würde ich genauso rücksichtslos sein, um einen geliebten Menschen für mich zu behalten? Die Sagan hat den Roman 1954 geschrieben, und seitdem ist eine lange Zeit vergangen. Eine Siebzehnjährige von heute ist bestimmt NOCH abgebrühter...
Keiner von meiner Verwandtschaft sagte etwas, alle schwiegen betroffen vor sich hin.
„Was glaubt ihr eigentlich von uns!“ Angriff ist die beste Verteidigung, und ich befand mich in einem Zustand, in dem ich alles sagen konnte, aber wirklich alles!
Auch darauf erfolgte keinerlei Reaktion, also fuhr ich fort: „Es geht hier nicht um Liebe, ich liebe Michael nicht, und er liebt mich auch nicht.“
Ich wandte mich Michael zu, in seinen Augen stand Enttäuschung, doch dann verwandelte sich dieser Ausdruck in Erleichterung. Er verstand es, und er wusste es. Zumindest was ihn selbst anging...
Es tat mir weh, und umso heftiger wurde meine Rede: „Also, was wollt ihr von uns? Wir könnten ja auch noch Katrin dazubitten, die seit längerer Zeit ein Verhältnis hat. Wer trägt Schuld daran? Michael vielleicht, ich vielleicht, Katrin vielleicht... Also haltet die Klappe! Haltet ja die Klappe!“
Und sie hielten die Klappe. Gut für sie! |
 |
zurück |
Seite
von 5 |
|
 |
Kommentare (0) |
|