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Kurzgeschichten > Liebe
Dieser Moment ist zu schön, um zerstört zu werden. Es tut ihr weh, zu sprechen und doch scheint auch sie die Harmonie dieser Nacht zu spüren, ihr Blick wird weicher. Sie schaut mich kurz an, wie um mir zu verstehen zu geben, dass sie weitersprechen will. Ich reagiere nicht, sie weiß auch so, dass ich ihr zuhöre.
„Drei Jahre lebten wir so vor uns hin, bis mein Vater eine andere Frau kennen lernte. Ich hasste sie. Sie war niemals unfreundlich zu mir, aber sie hasste mich auch. Schon als ich sie das erste Mal sah, wusste ich, dass sie siegen würde. Mein Vater hatte den Arm um sie gelegt, als er sie uns vorstellte und ihr Lächeln war Besitz ergreifender als alles andere, was ich je gesehen hatte. Ich versuchte gar nicht erst zu kämpfen. Im Nachhinein kann ich nicht sagen, wer sich zuerst zurückgezogen hat: ich oder mein Vater. Jedenfalls war ich es, die das Band zwischen uns, das immer dünner geworden war, schließlich komplett zerriss. Ich nahm meinen kleinen Bruder und lief weg.“
Wieder macht sie eine kleine Pause. Überrascht beobachte ich, wie ihr Atem ein wenig schneller geht und sie beinahe hörbar schluckt. Sie hat sich schnell wieder im Griff, noch bevor ich wirklich registriert habe, dass dieses sonst so beherrschte Mädchen sich für einen kurzen Moment von ihren Emotionen aus der Fassung bringen ließ.
„Ich war selbst noch ein Kind. Ich wusste nicht, wo ich etwas zu essen für uns beide herbekam und wo wir schlafen konnten. Aber ich hatte Glück: die Leute hatten Mitleid mit zwei elternlosen Kindern und so schlugen wir uns mit Betteln durch.
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