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Kurzgeschichten > Liebe
Die Sonne schien diese Minuten perfekt zu machen. Später kam mir der helle Schein wie blanker Hohn vor. Wir liefen vielleicht zehn Minuten, bis wir an ein Haus kamen. Das Haus war wohl ziemlich alt, denn die weiße Farbe war schon überall abgeblättert. Ich weiß noch, wie ich mich darüber wunderte, wie hässlich es aussah. Er klingelte und als die Tür aufging, schob er mich in dieses fremde Haus und war auf einmal weg. Ich wollte mich umdrehen und ihm hinterher laufen, oder ihn wenigstens fragen, warum er mich hier alleine ließ, aber da war plötzlich ein Mann bei mir. Er schaute mich an und grinste. Er sah aus wie ein wildes Tier. Ich hatte furchtbare Angst. Was dann geschah, kannst du dir denken.“
Die schwarzen Wimpern senken sich über ihre Augen. Sie schweigt. Sie möchte nicht weiter erzählen, aber ich weiß, dass es ihr gut tun wird. Also zwinge ich sie dazu. „Und danach? Hast du…ihn verlassen? Bist du abgehauen mit deinem Bruder?“ Ihr Mund verzieht sich wieder zu einem Lächeln, diesmal ist es spöttisch und verbittert zugleich. „Nein, ich konnte nicht. Von diesem Tag an war ich fast jede Nacht bei diesem Mann oder auch bei anderen Männern. Ich weiß nicht, was mich davon abhielt, einfach fortzulaufen. Vielleicht war es die Angst vor dem Alleinsein, vielleicht sah ich dieses grausame Leben als gerechte Strafe für mein Versagen an. Worin ich versagt hatte, wusste ich selber nicht, aber irgendetwas musste ich ja falsch gemacht haben, sonst würde Gott mich nicht so hart bestrafen. Und vor seinem Schicksal weglaufen kann keiner.“ „So ist er nicht!“ sage ich leise, aber bestimmt. Sie nickt leicht.
„Irgendwann ist mein Bruder dann abgehauen. Er war zehn Jahre alt, ich weiß bis heute nicht, ob er noch lebt.
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