Kurzgeschichten > Liebe |
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Er spricht Kultur so genüsslich aus, als ob man sie essen könnte, mit einem langen uuu und einem rollenden rrr. Kultuuurrr... Hört sich irgendwie zum Anbeißen an.
Szene 4 - Das gegrillte Zeugs ist unheimlich lecker und der Rotwein auch. Es wird dunkel, es wird kälter, und es fängt langsam an zu nieseln. Es nieselt sich in einen penetranten Regen hinein. Alle Anwesenden ziehen sich in die Neubauruine zurück, die immerhin schon ein Dach hat, und man unterhält sich über Kultuuurrr...
Irma geht ab und zu aufs Pixi-Klo, um sich auszulachen. Das ist der einzige Ort, wo man sich auslachen kann.
Szene 5 - Allmählich schaltet Irma geistig ab. Sie kriegt nur noch mit – während sie den vermutlich sehr teuren französischen Rotwein trinkt – dass die sooo emanzipierte Frau Diplompsychologin ihre verschüchterten Kinderchen nach Hause bringen muss, während ihr Gatte munter weitersäuft, als ob ihn diese Familiensache überhaupt nichts angeht.
Und wenig später versucht er tatsächlich, klein Irma anzumachen! Das ist absolut lächerlich! Klein Irma bekommt fast einen Schluckauf und geht wieder aufs Pixi-Klo.
Szene 6 - Die Neubauruine erinnert an ein Bühnenstück, da standen die Leute auch in irgendwelchen Ruinen herum und schienen auf irgendetwas zu warten.
Michael hat anscheinend die gleiche Idee. „Das kommt mir vor wie in diesem französischen Schauspiel“, bemerkt er. „Wie ‚Warten auf Godot’. Von wem ist das noch? Ich komm’ jetzt nicht drauf.“
„Samuel Beckett“, sagt Irma spontan. „Ich glaub’, der war Ire...“
„Tatsächlich“, meint Michael daraufhin, „fallen einem manchmal die einfachsten Sachen nicht ein...“
Du Arsch, denkt Irma daraufhin und besucht wieder das Pixi-Klo. Sie und das Pixi-Klo sind mittlerweile gute Freunde... |
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