Kurzgeschichten > Liebe |
 |
|
war ich wohl. Man ließ mich lange, wirklich sehr lange, unbehelligt. Und gerade das machte mich am Schluss dann übermütig und ließ mich alle Vorsicht vergessen. Aber das geschah erst sehr viel später.
Mein Vater war Bankier. Vielleicht nicht gerade die erste Adresse für Geldanleger, das räume ich gerne ein, doch immerhin war sein Bankhaus rechtschaffen und durchaus angesehen. Er war es auch, der mein Frauenbild prägte und ich kann ihn, so gern ich es möchte, letztendlich nicht von einer Mitschuld an meiner Zerrissenheit entbinden. Ich solle eine Frau mit Niveau suchen. Herzens- und Charakterbildung, Anmut und Geist sollten in ausgewogenem Verhältnis zueinander stehen. Nun, jene Frauen erschienen mir zumeist uninteressant und, Hand aufs Herz, stinklangweilig. Gewiss, ich bewunderte diese grazile Eleganz. Doch mit ihrem gezierten Gehabe, ihrem falschen Getue wurde Ersteres wieder relativiert. Ich kam mir ihnen gegenüber immer viel zu animalisch vor. Meine Energie war nicht darauf ausgerichtet, mich auf einer wie auch immer gearteten Karriereleiter nach oben zu schrauben, wie es bei vielen anderen Männern der Fall war. Ich war eher gierig. Triebhaft veranlagt obendrein. Ein Raubtier, das sich von gesellschaftlichen Regeln nur bedingt zähmen ließ. Es waren ganz andere Frauen, die mich in ihren Bann zogen. Berenike und Kristina, meine beiden Geliebten, sie waren meine erotischen Ziehmütter und obendrein auch noch meine wichtigsten Bezugspersonen. Während Berenike - in ihren Männeranzügen und der jungenhaften Gestalt faszinierend androgyn anmutend - als Bildhauerin Fuß zu fassen versuchte, strahlte Kristina so viel Weichheit und Wärme aus, wie ich es bei meiner eigenen |
 |
zurück |
Seite
von 11 |
|
 |
Kommentare (0) |
|