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Kurzgeschichten > Menschen
Dabei musste sie daran denken, wie langweilig und öde ihr Leben eigentlich war. Jeder Tag – seit Jahren – verlief analog zum vorhergehenden. Ausser vielleicht Weihnachten und Ostern. Und natürlich der Sonntag, weil sie da ja ihren Spaziergang machte. Und heute. Heute schien alles auch gleich zu schein, wenn da nur nicht diese Geräusche wären. Und wenn da nur jemand wäre, der sie auch gehört hat. Sie wollte allerdings nicht weitere Leute (aus ihrem Haus) dazu befragen. Zu gross war ihre Angst nur „Nein“ zu hören und eingestehen zu müssen, die einzige zu sein, die diese Geräusche hörte.
Sie schaltete den Fernseher ein. Eine Stunde später war sie am lesen. Am späten Nachmittag putzte sie ihr Wohnzimmer; als sie, um die Kommode zu säubern, das Foto ihres verstorbenen Mannes hochhielt, wurde sie für einen Moment nachdenklich. Ihr Mann war Förster gewesen. Er hatte ein Gewehr gehabt, um bei zu hoher Rassenzahl Tiere zu erlegen. Sonst hatte im Dorf keiner ein Gewehr gehabt, wieso auch. Und dann dachte sie wieder an die Schüsse, die sie morgens gehört hatte. Sie suchte den Schlüssel für die unterste Schublade der Kommode und öffnete sie. Das Gewehr ihres Mannes sah aus, als wäre es gestern noch benutzt worden, doch es war schon mehr als fünfundzwanzig Jahre her, als ihr Mann es zum letzten Mal benutzte. Seitdem lag es einfach nur da, in der untersten Schublade der Kommode. Die alte Frau hatte es nie angeschaut. Sie versorgte es dann auch lieber schnell wieder, setzte sich auf die Couch und dachte über die nähere Zukunft nach. Sie hatte Angst vor Morgen. Sie hatt e Angst wieder etwas zu hören. Sie hatte fürchterliche Angst. Den ganzen Abend hatte sie nichts gegessen. Seelisch
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