Kurzgeschichten > Menschen |
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alles und jeden nervös. Es liegt Testosteron in der Luft, der junge, stolze Mopedbesitzer will zeigen, was die Kiste hergibt. Die lange Gerade der Bundesstraße, auf der man endlich mal Vollgas geben kann und schließlich noch der Traktor, der das heranrasende Geschoss übersieht und aus einem Feldweg in diese Straße einbiegt. Den Rest können Sie sich ja zusammenreimen. Schuldig? Ach, darum geht es doch gar nichtT Die zwei Jungen waren dahin. Das allein zählt.
Es ist erstaunlich, wie automatisch der Körper weiterfunktioniert, wenn der Geist durch Abwesenheit glänzt. Ich tauchte ab und fiel ins Bodenlose. Alles war auf einmal so belanglos. Der einsetzende Vogelzug im Herbst - normalerweise zusammen mit dem Frühling die ornithologische Hochsaison - machte alles nur schlimmer. Nach einem letzten Streifzug durch das Revier kehrte ich für eine Weile nicht mehr dorthin zurück: alles erinnerte an Rüdiger. Ich hörte die kurz vor dem Stimmbruch oszillierende Knabenstimme flüstern, spürte das sanfte Antippen seiner Hand, wenn er mich auf etwas aufmerksam machen wollte. Es dauerte sehr lange bis ich wieder Boden unter den Füßen bekam, bis ich inneren Halt fand. Mechanisch lief meine Lehrtätigkeit weiter, trotz des apathischen Zustandes, in dem ich mich über lange Zeit hinweg befand. Aus diesem Zustand riss mich nur dieses sägende Gefühl des erlittenen Verlustes, das immer dann an die Oberfläche drängte, wenn ich seinen Eltern über den Weg lief oder, viel schlimmer noch, wenn ich in meiner Wohnung auf Dinge stieß, die er beim letzten Besuch vergessen hatte: seine Mütze, zwei Schwungfedern eines Turmfalken (Falco tinnunculus), die er einmal begeistert von einem Streifzug |
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