Kurzgeschichten > Menschen |
 |
|
Jugendtreffen und das Ausgeschlossensein von Cliquen und Freundeskreisen. Später kamen noch meine Schweißausbrüche dazu, mit denen ich bis heute lebe: wenn ich vor der Klasse stehe und meine Schüler Verben konjugieren lasse, bildet sich im Nu Schweiß auf meiner Oberlippe, eine wahrer Wasserfall. Seit jeher halte ich zum Zeigestock in der Rechten immer auch ein großes Taschentuch in der linken Hand bereit, um alle paar Minuten die penetranten Rinnsale abzuwischen. Einmal fragte mich ein kleines Mädchen in aller Unschuld, ob ich Tollwut hätte! Soll man da als Betroffener nun eher lachen oder weinen? Im Laufe der Jahre fand ich mich damit ab. Auch mit meinem äußeren Erscheinungsbild. Denn wenn man dünn ist und zudem noch so groß wie ich, dann wirkt man einfach wie ein linkisches Klappergestell, das ist nun mal so. Wenn mir wenigstens dichtes Haar beschert worden wäre! Aber ich sah den Spott in ihren Augen, wenn ein jäher Windstoss mir meine Frisur zunichte machte und mir die mühevoll drapierten Haare von der Glatze fegte. Dabei verwandte ich soviel Zeit darauf, sie kunstvoll von links nach rechts über den Kopf zu scheiteln, um damit die Kahlheit zu kaschieren, die bereits vor meinem dreißigsten Lebensjahr einen großen Teil meines Kopfes einnahm. Dieser jämmerliche Versuch, meine Jugend zu erhalten, wurde mir also auch noch zunichte gemacht. Doch was soll man sich darüber grämen, letztendlich hat man sich mit gewissen Rahmenbedingungen abzufinden. Natürlich wird man zerknittert und ein bisschen verschroben, wenn man in unserer visuell orientierten Welt nicht den Mindestanforderungen genügt. Ich arbeitete mich bis zum Oberstudienrat und Konrektor dieser kleinen Lehranstalt |
 |
zurück |
Seite
von 12 |
|
 |
Kommentare (0) |
|