Kurzgeschichten > Menschen |
 |
|
warum es weder ein Weißstorch (Ciconia ciconia) noch ein Löffelreiher (Ajaia ajaja) und schon gar kein Höckerschwan (Cygnus olor) gewesen sein konnte, bis ich ihm schließlich glaubte, denn es war ja durchaus nicht ausgeschlossen, dass sich einer dieser Vögel in unsere Gegend verirrte. Sein Wissen überraschte mich. Außerdem schmeichelte es mir, dass sich jemand an mich persönlich wandte und mein Fachwissen endlich einmal Verwendung fand. So jedenfalls fing es damals mit uns beiden an.
Ich weiß nicht, ob Sie sich das Leben eines langjährigen Junggesellen so richtig vorstellen können? Nein, das ist es nicht. Ein quasi-zölibatäres Leben ist nicht so schwierig wie Sie vielleicht glauben. Es ist vielmehr das Fehlen der Vertrautheit zu einem Menschen oder einer ganzen Familie. Es ist die Unmöglichkeit, Liebe zu empfangen und zu geben, ein ganzes Feld liegt gewissermaßen unbeackert und brach da. Ein Revier mit gutem Nahrungsangebot und möglichen Nistplätzen bleibt unbesiedelt, um in meinem Jargon zu bleiben. Man ist sich dessen nicht die ganze Zeit über bewusst, sondern nur an manchen Tagen: bei Familienfeiern oder um die Weihnachtszeit. An den Elternsprechtagen, wenn die Eltern stolz oder meinetwegen auch betroffen bei mir im Lehrerzimmer erscheinen und sich über ihre Sprösslinge erkundigen. Möchten Sie noch einen Kaffee? Ja, leider kann ich nicht mit Zucker aufwarten, ich vergesse immer wieder, welchen für eventuelle Besucher zu besorgen.
Also Rüdiger. Zuerst war ich misstrauisch, als er sich nach einiger Zeit wieder an mich wandte und mir zwei blassgrüne, mit dunkelbraunen Flecken gesprenkelte Elsterneier (Pica pica) auf das Pult legte. Was steckte dahinter? Nicht |
 |
zurück |
Seite
von 12 |
|
 |
Kommentare (0) |
|