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Kurzgeschichten > Menschen
dass ich ein bevorzugtes Opfer für Jungenstreiche gewesen wäre. Unser Gymnasium war diesbezüglich relativ harmlos. Ich wollte nur mein Heiligtum, meine Leidenschaft nicht dem Spott der Kinder aussetzen, wie es einmal in meinen Jugendjahren geschah, als mich ein Schulkamerad auf einem Klassenausflug, Interesse heischend, auf die Bekassinen-Population (Gallinago gallinago) im Hochmoor ansprach und sich dann über mich lustig machte, weil ich begeistert drauflos plapperte und auf den ausgelegten Köder hereinfiel. Ich war unsicher, weil Rüdiger sich ausgerechnet mich zum Mentor erkor, weil er sich nicht den sportlich-reschen Turnlehrer aussuchte, das Idol der meisten Jungs hier. Nun ja, er kam eben zu mir. Ich öffnete mich - um es mal so auszudrücken - dieser Begegnung sehr behutsam, wohl auch etwas ungeschickt und linkisch. Als sich das ornithologische Interesse des Jungen dann als ernsthaft erwies, nahm ich ihn mit auf meine Streifzüge. Bisher hatte ich noch nie privaten Kontakt mit einem meiner Schüler und war immer noch mistrauisch, ob es sich nicht vielleicht um eine Finte oder eine Strategie handelte, um sich bei mir einzuschmeicheln und die Benotung zu beeinflussen. Rüdiger konnte jedoch viel besser als ich selbst Schule und Privatleben voneinander trennen. Im Unterricht blieb er weiterhin einer unter vielen und bekam weder Bevorzugung noch übertriebene Strenge oder Prüfung zu spüren. Doch im Privatleben betrachtete er mich anscheinend immer mehr als eine Art Onkel oder vielleicht sogar - ich hoffe, das erscheint Ihnen jetzt nicht zu weit hergeholt - als älteren, sehr viel älteren Bruder. In mir veränderte sich einiges, ich spürte warme Gefühle für diesen Jungen
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