Kurzgeschichten > Menschen |
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„Wohin hast du mich denn geschleppt? Ins althistorische Museum für mittelalterlichen Alltag oder was?“, meckerte ich Alessandro an. Also wirklich, als hätte ich nichts Besseres zu tun als in so einem blöden Museum rumzugammeln. Alessandro guckte mich beleidigt an und seinen Augen war abzulesen, dass er mich am liebsten auf dem Boden liegengelassen hätte. „Ich hab gar nichts gemacht! Das letzte, an das ich mich erinnern kann, ist das du plötzlich ohnmächtig auf meinem Schoss gelegen bist und mir schwarz vor Augen geworden ist. Und könntest du bitte mal aufhören, mir ständig Dinge zu unterstellen?“ Die Antwort lag mir schon auf der Zunge, doch wir wurden unterbrochen von einem eintretenden Mann in einer schwarzen Kutte. „Oh, wie mir scheint, habe ich Besuch. Wie ist der Name des werten Herrn und der jungen Dame?“, nuschelte er erfreut in seinen Bart und – O Gott, was machte er denn jetzt? – ergriff meine Hand und drückte einen Kuss darauf. Alessandro schien nicht minder verwirrt, fasste sich jedoch wieder und antwortete höflich: „Guten Tag, ich bin Alessandro und das ist Delia. Und sie sind wer?“ Der Mann verbeugte sich (?). „Mein Name, werter Signor Alessandro und werte Signora Delia, ist Michelangelo. Meines Zeichens Maler und Dichter. Darf ich sie fragen, was sie wünschen?“ Ich schnaubte nur. „Ja, genau, Michelangelo. Guter Witz. Dann bin ich Jeanne d‘Arc.“ Ich schickte noch ein spöttisches Lachen hinterher, während Alessandro wie verrückt an meinem Ärmel zupfte. „Du, Delia…“, aber ich beachtete ihn nicht und fuhr fort. „Dieses ganze Touristentheater ist doch wirklich langsam aber sicher billig. Ich bin vollblütige Florentinerin. Mir brauchen sie nichts vorzuspielen!“ |
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