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Rauschen in ihrer Hand gut ausgehalten. Es glich einer wirbelnden Thermalwasserquelle. Jetzt, da sie weiß, dass es sich um einen Skorpionstich handelt, überkommt sie ein Anflug von Angst. Das Rumoren in ihrer Hand wird zum Schmerz.
„Du brauchst keine Angst zu haben!“ Omar hat, wie schon so oft ihre Gefühle bemerkt. Er schaut sie aus seinen braunen Tiefen gütig an.
„Es wird dir nichts passieren. Du musst nur den Schmerz ertragen, mehr nicht!“
„Nur den Schmerz aushalten,“ wiederholt sie. Der verschwommene Mythos, einer Todesnähe, löst in ihr Unruhe aus.
„Ja, nur den Schmerz aushalten!“ Okay, das traut sie sich zu. Dass der Zeitraum begrenzt ist, wusste sie schon seit dem Stich einer ihrer Reisebegleiterinnen vor einigen Jahren. Der Schmerz macht ihr keine Angst. Sie ist ganz ruhig. Sie beobachtet das kochende Pulsieren. Der im Umgang mit Skorpionstichen erfahrene Mann steckt ihren Finger in Seifenlauge. Sie ist überrascht. Kein Schmerz. Nur Getöse und Lärm da drinnen.
„Ich dachte nicht, dass es ein Skorpionstich ist. Normalerweise schließt sich durch das Gift die Wunde sofort. Nur selten tritt Blut heraus.“ Omar zuckt mit den Schultern. „Außerdem wollte ich nicht, dass du Panik bekommst. Denn dann beginnt das Blut durch deinen Körper zu rauschen, das Gift verteilt sich schneller, und das tut weh,“ erklärt er mit sanfter Stimme. „Du hattest Glück. Auch wenn du nur wenig blutest, fließt bereits ein Teil des Giftes ab. Das kann sich schon nicht mehr im Körper verteilen.“
„Aber es waren doch nur zwei kleine Tropfen, da kann doch nicht viel Gift drinnen gewesen sein?“
„Was denkst du?’“ Der Beduine stellt mal wieder seine rhetorische Frage. „Manche Leute sterben, |
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