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So unscharf die Augen des Mörders getroffen waren, so sehr glaubte Georg darin die Beliebigkeit erkennen zu können. Er hatte nicht auf diesen Mann gewartet, sondern auf irgendeinen Mann, vielleicht auch eine Frau. Es hätte jeden treffen können.
Georg kannte ähnliche Bilder, es waren Bilder von Menschen, die ermordet wurden. Diese Bilder in seinen Händen waren ein wenig beklemmender, weil sie neben dem Tathergang auch noch die Atmosphäre festhielten. Aber ungewöhnlich waren sie nicht.
Bis zum vierten Bild. Dieses Bild hatte Georgs Taktik zerstört.
Es zeigte den Alten, der in die Kamera schaute.
Alleine.
Und unversehrt.
Es glich dem ersten Bild. Der Alte hatte den rechten Mundwinkel leicht zu einem Lächeln verkrampft, aber es war kein Blut und kein Mörder zu sehen.
Die Bilderserie spielte ihr perverses Spiel mit dem Betrachter. Sie zeigte einen Mann, der Gefühle weckte, gleich welcher Art und ließen den Betrachter ein Teil der Geschichte werden.
Dann zeigten sie eine grausame Tat und verdammten den Betrachter zu einem machtlosen Voyeur. Dann wiederum schienen sie zu sagen „Ist doch nichts passiert!“ und ließen Fragen unbeantwortet.
Sie weckten Hoffnung. Es war, als hätte man gehört, dass das Flugzeug des Liebsten abgestürzt war, um dann wenig später zu erfahren, dass er als einziger überlebt hat.
Georg griff nach dem zweiten Fotostreifen. Er wollte mehr sehen, musste sich vergewissern, dass er sich nicht getäuscht hatte. Und tatsächlich, die beiden einzigen Bilder auf dem zweiten Streifen fügten sich nahtlos mit dem ersten und letzten Bild des ersten Streifens, als wären die beiden Bilder, die das Verbrechen zeigten, eingefügt worden.
Georg legte die Bilder beiseite.
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