Kurzgeschichten > Mystery |
 |
|
Eine Angestellte des Lokals trat zu Stefans Tisch hin und fragte, ob sie abräumen dürfe. Sie wollen wohl Feierabend machen? fragte er sie, und seine Stimme kam ihm sehr brüchig vor. Sie räumte ab und er überlegte, ob er ihr seine Befürchtungen, seine
Frau habe draussen auf der Toilette womöglich einen Mastdarm-
durchbruch erlitten und schwebe in Todesgefahr, mitteilen sollte.
Doch er traute sich nicht, und dachte, auf die Menschen ist kein
Verlass. Er hatte die Ergebnisse einer Untersuchung gelesen, nach der, auch wenn Jemand in einer dichten Menschenmenge
zusammenbricht, neunzig Prozent der Leute achtlos daran vorbeigehen.
Die zwei Frauen stellten ihr Geschirr zusammen und trugen es,
mit einem scheuen Blick auf Oskar, lautlos nach vorne. Sie schienen auf Zehenspitzen zu gehen.
Veronika hatte wohl das Bewusstsein verloren, war von der WC
Schüssel heruntergerutscht und lag seltsam verkrümmt zwischen Lavabo und Wand. Blut floss zwischen ihren Beinen
hervor und breitete sich auf dem hellen Fliesenboden aus. Ihre
Augen blickten starr, sie hatte das Bewusstsein verloren. Stefan
versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, welcher Tag heute war.
Es war wohl Samstag, sonst hätte die Angestellte nicht schon so früh ihren Feierabend angekündigt.
Er sass am abgeräumten Tisch und konnte keinen klaren Gedanken fassen, versuchte sich an die Notfallnummer zu erinnern, stellte sich vor, wie zwei Männer, auf deren Rücken mit fluoreszierenden Buchstaben NOTARZT geschrieben stand,
von einer Angestellten des Cafés zum WC geleitet wurden. |
 |
zurück |
Seite
von 5 |
|
 |
Kommentare (0) |
|