Kurzgeschichten > Science Fiction |
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Es war zumindest nicht völlig ausgeschlossen, daß ein relativ harmloser Virus, der zum Beispiel durch irgendein Spieleprogramm, das ein Mitarbeiter - unter den Desktop-Accessories verborgen - gegen allle Vorschriften auf seinem Rechner installiert hatte, in die DV-Struktur des Unternehmens eingeschleust worden war. Und konnte es nicht sein, daß dieser Virus angefangen hatte, sich unkontrolliert auszudehnen - wie Krebszellen. Und wenn das Ergebnis sozusagen ein “maligner Tumor” wäre, überlegte er, mehr für sich selbst bestimmt, denn er wagte nicht, diesen Gedanken auch nur hinter vorgehaltener Hand auszusprechen - noch nicht.
Als er am Nachmittag den altmodischen Paternoster aus der IG-Farben-Zeit betrat, um dem Vorstand zu berichten, hatte er allerdings immer noch keine andere Erklärung gefunden, die von der Realität besser unterstützt worden wäre - aber kamen Plausibilitätsprüfung und abstrakte Logik in diesem Fall nicht zum gleichen Ergebnis?
Konzernvorstände regieren überall auf der Welt gern aus der Vogelschau. Dr. D. blickte ziellos aus den Fenstern des obersten Stocks des Verwaltungshochhauses über das riesige Werksgelände und dann in die Wolken, die grau über Leverkusen hingen. Gerade hatte von Wilhelm, das zuständige Vorstandsmitglied, ihm die gleiche Frage gestellt, die auch sein Gehirn zermarterte. Gab es eine andere Erklärung? Standen sie vor einem außer Kontrolle geratenen Virus, der sich als bösartiges Geschwulst immer schneller in der gesamten DV-Umgebung des Unternehmens ausbreitete? Dr. D. wagte eine Andeutung in diese Richtung, als er von neuronalen Netzen und bösartigem, unkontrolliertem Zellwachstum sprach. Von Wilhelm sagte nichts, doch seine Augenbrauen zuckten zusammen, als wenn ihm etwas körperliche Schmerzen bereitet
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