Kurzgeschichten > Tierisches |
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Denn die Lage seines Revieres im Wandergebiet der großen Herdentiere sorgte für wohlgefüllte Bäuche, selbst in Zeiten, in denen andere darben mussten. Genau das machte jedoch faul und unbeweglich.
Die jungen Eindringlinge ließen sich Zeit. Sie erkundeten das Areal, begutachteten sozusagen ihre zukünftige Heimat, sie machten sich mit den Aussichtsfelsen und den Schattenbäumen bekannt, dem Aufmarschgebiet der Herden, den Wasserlöchern, der Furt. Dagegen bereiteten sich die Löwinnen mitsamt meiner, mit mir schwangeren Mutter, auf eine schwere Zeit vor. Niemand zweifelte daran, dass mein Vater unterliegen würde und ihm nur die Flucht ins Ungewisse, nein, ins leider allzu Gewisse, blieb: Seine Tage waren gezählt, denn die Überlebenschancen eines alternden Einzelgängers sind denkbar gering. Er würde alleine jagen müssen und seine Jagdtaktik nicht nach Löwenart auf Teamarbeit aufbauen können, wodurch seine Erfolgsquote gegen Null tendierte. Außerdem würde er vermutlich schwer oder sogar tödlich verletzt aus dem ungleichen Kampf hervorgehen. Die Löwinnen rüsteten sich also für die Machtübernahme, sie zogen sich in sich selbst zurück, stellten sich innerlich darauf ein, dass ihre Neugeborenen von den neuen Machthabern tot gebissen würden, um ihre Empfängnisbereitschaft erneut zu aktivieren.
Aber nichts dergleichen geschah damals, denn das Schicksal nahm Gestalt an in Form einer Meute Großwild jagender Zweibeiner, die, so unerwartet wie brachial, den heftigen Gewitterstürmen zu Beginn der Regenzeit gleich, mit Blitz und Donner über meine Sippe herfiel. Keiner wusste wie ihm geschah, wie er sich wehren, wohin er fliehen sollte. Es war als ob sich alle Kräfte des Universums |
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