Kurzgeschichten > Tierisches |
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gegen sie verschworen hätten. Vater erzählte resigniert, wie er nach langer Zeit wieder zu sich gekommen war, eingesperrt hinter Eisenstäben, die härter und unnachgiebiger als der Ast eines Baobab-Baumes waren und gegen die seine Zähne nichts ausrichten konnten. Kein Splitter ließ sich davon abbrechen. Im Gegenteil. Seine Reißzähne nahmen Schaden, als er seine Verzweiflung, den Zorn des unterworfenen Mannes, an ihnen ausließ. Mehr gab er nicht preis. Er ging niemals über diesen Punkt seiner Geschichte hinaus. Ich konnte nicht herausfinden, wie es dazu kam, dass er, meine Mutter und eine andere Löwin schließlich bei jenem armseligen bulgarischen Wanderzirkus landeten und was sie währenddessen erdulden mussten. Mein Vater versank in einem Zustand der Apathie, aus dem ihn erst die zweifelhaften Dressurmethoden des Dompteurs herauspeitschten, erneut seine Wut und seinen Zorn weckten, um ihn daraufhin allmählich, aber unwiderruflich zu brechen. Ich wurde auf dem harten Bretterboden dieses Zirkuswagens geboren, als mein Vater bereits depressiv war und sich mir nur noch in lichten Momenten zuwandte, in jenen magischen Augenblicken eben, in denen er sein freies Löwenleben mit glänzenden Augen vor mir ausbreitete, den Blick auf einen imaginären Horizont jenseits der Gitterstäbe gewandt.
Das alles ist lange her. Meine Mutter grämte sich zu Tode, meine Löwentante wurde getötet und Vater hörte eines Tages einfach auf zu atmen. So bin ich der letzte Löwe in diesem jämmerlichen Zirkus, man hat mir längst den Rest eventuell noch vorhandener Wildheit ausgetrieben. Es ist ein bequemes Leben, ich beklage mich nicht. Ich darf lange und ausgiebig schlafen und werde lediglich täglich - |
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