writtenby.ch - Freies Texte Portal

Startseite

Texte
Kurzgeschichten
Lyrik
Romane
Experimentelles

Suchen
Texte
Autoren

Autorenbereich
Publizieren
Registrieren
Regeln

Writtenby
Datenschutz
Gönner werden
Impressum & Kontakt
 
Kurzgeschichten > Tierisches
Sachverhalte vor. Hier in der Wildnis, im eigentlich richtigen Leben, helfen mir keine antrainierten Kunststücke. Hier brauche ich durch keinen Feuerreifen zu springen und dabei die Furcht vor dem Feuer unterdrücken. Hier müsste ich schlicht und einfach töten, um zu überleben, nur das tun, was meine Art schon immer macht: mir mein eigenes Fressen suchen. Nach weiteren erfolglosen Tagen bin ich nicht nur ausgehungert und geschwächt. Ich bin völlig demoralisiert. Neben meiner Verzweiflung nagt in mir eine blinde Wut auf meinen Dompteur, die Großwildjäger, auf meine Eltern, die mich zeugten, auf alles und jeden, der mich in diese auswegslose Situation brachte. Eine Wut auf mich selbst und meine Lebensunfähigkeit und ein maßloser Zorn auf das Leben selbst, dass mir unlösbare Aufgaben stellt, mich zwar mit Waffen, Werkzeug und Hilfsmitteln ausstattet, jedoch ohne mir das Wissen um deren Umgang mit auf den Weg zu geben.

Seit geraumer Zeit begleitet mich ein Wolfsrudel. Die Wölfe halten sich zwar in sicherer Entfernung, aber je mehr man mir meine Schwäche ansieht, desto enger ziehen sie ihren Kreis zusammen. So werde ich selbst zum Gejagten. Sie stellen mich auf einer Lichtung. Ich kann weder vor noch zurück. Ganz vorsichtig und auf die eigene Sicherheit bedacht, kommen sie näher. Ich sehe den gleichen Hunger in ihren Augen, dieselbe Verzweiflung, die sich auch meiner bemächtigt hat. Die unausweichliche Notwendigkeit zu fressen, um existieren zu können. Auch sie haben Angst. Als sie sich endlich dazu entschließen, mich anzugreifen, versuche ich mich zu wehren, so gut es eben noch geht. Ich teile ein paar schwache Prankenhiebe aus, die sie noch eine Weile auf Abstand halten.
zurück
Seite von 9
Kommentare (0)