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Vielleicht lässt er sich reiten gar.
Ich glaub, er trägt von uns gleich vier.
Wie wäre das doch wunderbar –
zu galoppiern auf einem Stier!
Er ist so stilvoll wie ein Pferd;
es kommt mir vor, als hätt er Charme.
Ich glaub, dass er mich sehr verehrt –
so zärtlich ist sein Blick und warm.
Ich lass ihn niemals mehr allein!
Er guckt so treu wie mancher Hund,
er ist so fabelhaft und fein,
er strotzt vor Kraft und scheint gesund.
Er wirkt wie ’n Mensch mit viel Verstand
und ihm fehlt einzig nur das Wort.
Erkunden wir mit ihm das Land;
nun kommt, wir reiten auf ihm fort!«
So sprach’s die Fürstin ganz vernarrt.
Die andern standen bloß herum,
warn alle wie zu Stein erstarrt
und blieben vorerst gänzlich stumm.
Sie nahm den Rest von ihrm Geflecht
und schmückte ihren Freund noch mehr.
Dies schien dem Stier nur allzu recht
und freute ihn auch diesmal sehr.
Er lud sie nun zum Reiten ein
und legte brav sich vor ihr hin.
Nichts konnte für sie schöner sein,
nichts andres hatte sie im Sinn.
Er streckte seinen Rücken lang
und sein Gebrüll erklang erneut.
Den andern wurd ein wenig bang,
doch schien die Fürstin höchst erfreut.
Europas ganzer Anhang schwieg
und griff in keiner Weise ein.
Als lächelnd sie ihn dann bestieg,
blieb sie auf ihrem Stier allein.
Das Tier stand gut ihr zu Gesicht
und schien so edel wie ihr Blut.
So übte gern ihr Tross Verzicht
und hatte auch nicht ihren Mut. |
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