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Lyrik > Märchen
Sie hängte ihn dann um ein Horn
und sprach, sie sei von ihm entzückt.
Da spitzte er gespannt die Ohrn
und fühlte sich total beglückt.

Er hatte listig längst erkannt,
wie man die Gunst der Maid gewann.
Er leckte schmeichelnd ihre Hand
und sah sie voller Sehnsucht an.

Sie kraulte ihn besonders zart
und ließ sich immer mehr beirrn.
Sie war zutiefst in ihn vernarrt
und küsste ihm sogar die Stirn.

Und sein Gebrüll, das jetzt begann,
klang fast wie eine Melodie.
Es zog die Jungfrau magisch an
und reizte ihre Fantasie.

Sein Hauch versüßte jede Luft,
sogar auch die im Nymphenhain.
Aus seinem Maul stieg holder Duft,
der himmlisch roch wie Götterwein.

Sie konnte nicht mehr widerstehn
und fiel in eine leichte Trance.
Der Stier bestimmte das Geschehn
und ließ der Fürstin keine Chance.

Sie wusste nicht, wie ihr geschah
und was dem Stier solch Macht verlieh.
Und eh Europa sich versah,
sank sie dahin auf ihre Knie.

Er hörte mit dem Brüllen auf,
doch klang’s in ihren Ohren nach.
So nahm das Schicksal seinen Lauf,
denn die verwirrte Fürstin sprach:

»So lasst doch diesen ganzen Kram!
Wir spielen lieber mit dem Stier.
Seht hin, er ist doch völlig zahm!
Was steht ihr rum? So kommt zu mir!

Er gleicht so gar nicht all den Stiern,
die ich im Leben je gesehn.
Natürlich kann ich mich auch irrn,
doch scheint’s, als würd er mich verstehn.
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