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Lyrik > Märchen
Sie wurde arg vom Durst geplagt
und gegen Mittag litt sie schwer.
»Schon bald«, so dachte sie verzagt,
»verdurste ich und stürz ins Meer.«

Fast jeder Knochen tat ihr weh;
die Hitze dörrte sie ganz aus.
Sie hasste längst die hohe See
und wünschte sich, sie wär zu Haus’.

Als dann der Abend endlich kam,
tat ihr der kühle Wind recht gut.
Und als sie Vogelsang vernahm,
erwuchs in ihr gar neuer Mut.

So hob sie mühevoll ihr Haupt
und sah vor sich ein fremdes Land.
Sie hatte dies nicht mehr geglaubt
und traute kaum noch ihrm Verstand.

Europa hatte es geschafft –
sie traf am Ufer lebend ein.
Sie hatte nicht einmal die Kraft,
aus purer Freude kurz zu schrein.

Er lief zu einem klaren Bach
und ließ die Jungfrau endlich gehn,
doch fühlte sie sich äußerst schwach
und konnte kaum noch aufrecht stehn.

Sie war gerettet vor dem Tod
und sackte müd auf ihre Knie.
Vom Schicksal allzu sehr verroht
soff gierig sie wie manches Vieh.

Sie trank so viel wie nie zuvor
in einer solch geringen Zeit.
Da blickte kurz die Maid empor
und sah kein Tier mehr weit und breit.

Stattdessen kam ein edler Mann,
der einem jungen Gotte glich.
Er sah die Jungfrau musternd an
und sprach zu ihr höchst feierlich:

»Ich bin ein Fürst des Abendlands
und Kreta ist mein Inselreich.
Du schöne Maid des Morgenlands,
du kommst fast einer Göttin gleich.
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