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Lyrik > Märchen
Sie sagte sich, sie träume bloß,
und kniff sich kräftig in ein Ohr,
doch schmerzte dies so gnadenlos,
dass sie die Hoffnung ganz verlor.

Gezwängt in eine Felsenkluft
schien sie dem Tode schon recht nah.
So rang sie fast um Atemluft,
als sie die Felsen sich besah.

Sie wünschte sich in ihrer Qual,
sie läg verblichen schon im Grab,
denn ihr erschien zutiefst real,
was dort beklemmend sie umgab.

Die Klippen standen schroff und starr,
das Meer ertoste schauerlich.
Dies neue Land schien ganz bizarr,
so völlig fremd und unheimlich.

»O Vater«, rief die Jungfrau nun,
»noch nie war größer meine Not.
So kann ich nur noch eines tun –
ich wähle ehrenvoll den Tod.

Ach, brächte man mir dieses Vieh!
Ich würde es zerfleischen dann,
ja grausam wüten wie noch nie
und fing dabei zu jubeln an.

Ich risse ihm die Hörner aus
und grillte es am Spieße mir.
Es wäre mir ein Freudenschmaus
und fort wär dieses Unglückstier.

O nein, hinweg mit all der Wut!
Sie ändert nichts an meinem Leid.
Der ganze Zorn tut mir nicht gut
und schickt sich nicht für eine Maid.

Als Frau, die edlem Blut entstammt,
denk ich doch nicht mehr länger nach.
Ich würd von Vater nur verdammt,
ließ ich mich ein auf eine Schmach.

Zu groß wär meine Seelenpein,
verschenkte ich mich diesem Mann.
So bleibt mir nur dies Felsgestein,
die ganze Zeit schon zieht’s mich an.
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