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Es schien gesund und unversehrt
und glich den grad gegangnen kaum.
So schön es war und wohlgenährt,
entsprang dies Tier wohl einem Traum.
Die Mädchen staunten höchst gebannt
und blickten alle auf das Tier,
das fern von ihnen friedlich stand
und sich entpuppte als ein Stier.
Recht langsam kam er näher nun
und ging geschmeidig mit Geschick.
Als wollte er bloß Gutes tun,
war zärtlich und ganz lieb sein Blick.
Er hob den Kopf erhaben an
und zeigte eitel seine Brust.
Er rückte Stück für Stück voran
und dies zu sehn, war eine Lust.
Und schon vergessen war das Leid,
das ihnen grad begegnet war.
Der Stier vertrieb gekonnt die Zeit
und alle fanden’s wunderbar.
So friedvoll, wie er sich benahm,
stolzierte dort kein wildes Tier.
Anscheinend war er völlig zahm
und durch und durch ein sanfter Stier.
Er kam der Fürstin reichlich nah,
doch wich sie bang zurück vor Schreck.
Als wachen Geistes er dies sah,
blieb prompt er stehn auf seinem Fleck.
Und als er nett und brav dort blieb,
da fasste endlich sie Vertraun,
denn dieser Stier schien äußerst lieb
und konnte wie ein Hündchen schaun.
Sein Blick verzückte sie im Nu
und zog sie stark in seinen Bann.
So ging beherzt sie auf ihn zu
und schmiegte zärtlich sich ihm an.
Es regte wedelnd sich sein Schwanz,
als wär er gar ein großer Hund.
Da nahm sie ihren hübschen Kranz
und hielt ihm diesen vor dem Schlund. |
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