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Romane > Alltag
Ana musterte sie nachdenklich. Lillian wurde, so schien es ihr, von Tag zu Tag schöner. Die schokobraunen Locken, welche einst fast blond gewesen waren, reichten bis zur Taille. Ihre Augen hatten einen beinahe goldbraunen Ton. Ana konnte schwören, dass sie noch niemals so schöne Augen gesehen hatte. Lillians Teint glich dem Ton Elfenbeins. Dieser war es vor allem, welcher die Leute dazu gebracht hatte, von ihren eigenen Angelegenheiten abzulenken, in dem sie böse Geschichten erzählten. Lillian hatte sich niemals anmerken lassen, wie sehr sie die Bezeichnungen für ihre Mutter und sie selbst verletzten. Sie schien so stark. Ana spürte jedoch, wie es in ihrem Inneren aussah. „Wo warst du so lange? Du weißt doch, dass wir zum Friedhof müssen! Warst du schon wieder mit diesem Taugenichts zusammen?“ Das war Anas Art von ihrer großen Sorge - dem Geheimnis, welches sie nicht über die Lippen brachte, dessen Offenbarung aber immer dringender wurde - abzulenken.
Lillian runzelte verärgert die Stirn. „Sein Name ist Arturo. Und er ist kein Taugenichts.“
„Er ist in einer Gang.“
„Er ist in keiner Gang.“
„Consuela Moldavo hat ihn vorletzte Nacht mit einer Gruppe junger Männer vor einer zwielichtigen Bar gesehen.“
„Vor einer zwielichtigen Bar? Nenne mir eine Bar, welche das nicht ist.“
„Sie haben Marihuana geraucht…“ Anas Augen weiteten sich. „Du rauchst das Zeug aber nicht, oder?“ Sie musterte ihre Enkelin misstrauisch.
„Nein, Großmutter. Woher weiß sie eigentlich, dass es Marihuana war?“
„Haltest du uns ältere Frauen für dumm?“
„Keineswegs, Großmutter. Haben die Männer noch etwas anderes verbrochen?“
„Sie haben sich ordinär und respektlos gegenüber andere, vor allem Frauen, geäußert.“
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