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Romane > Alltag
Zweimal hatte sie versucht mit ihrer Enkeltochter über ihre Gedanken zu reden, doch jene hatte nur abgeblockt. Rosa hatte, ganz im Gegensatz zu ihrer Tochter, das Herz viel zu oft auf der Zunge getragen. Sie war klug und selbstbewusst gewesen, doch ihre Gefühle hatten sich oftmals zu sehr von ihrer romantischen Ader beeinflussen lassen.
„Lass uns gehen.“ Ana griff nach Lillians Hand.
Ihre Enkeltochter nickte leicht und folgte ihr langsam. Die ältere Dame pflegte den gesamten Friedhof zu überqueren und ihn schließlich auf dem anderen Ende zu verlassen. Während des Weges dachte sie meist an ihren Vater und ihre geliebte Großmutter.
Lillian beobachtete Ana gerne während ihres Friedhofbesuches. Jener war im Leben schon sehr viel Schlimmes widerfahren, dennoch war sie nie von ihrem tiefen Glauben gewichen.
Ganz im Gegensatz zu Lillian, welche schon lange nicht mehr an jenen angeblichen Gott, der ihr doch ihre Eltern genommen hatte, glauben konnte. Es war unwichtig woran man glaubte, solange dieser Glaube einen glücklich mache und man damit niemandem schade. Dies pflegten sowohl Ana, als auch Rosa und Jorge zu sagen. Menschen mussten sich die Welt erklären, um darin leben zu können. Das dachte Lillian. Sie interessierte sich für keine der Glaubensrichtungen, einer der wenigen Fakten, welchen ihre Großmutter zu akzeptieren begonnen hatte.
Sie gingen die menschenleere Straße im gewohnten Tempo voran, als plötzlich ein Auto vor einem der grauen Wohnblöcke hielt. Ana lächelte kurz und näherte sich den älteren Frauen, welche gerade ausgestiegen waren. Sie hatte bis vor wenigen Jahren an ihren regelmäßigen Canastaabenden teilgenommen. „Guten Abend.“, grüßte sie lächelnd.
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