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Dann war da noch Arturo, welcher, wie ihre Großmutter, im Grunde immer zu ihr hielt. In welcher Beziehung Lillian wirklich zu ihm stand, wusste sie jedoch nicht. Sie hatten niemals darüber gesprochen, was sie als Erleichterung empfand.
Ihre Großmutter warf ihr immer vor, dass sie mit ihrem Verhalten niemals einen Mann finden würde, der sie heiratete. Auch dies war Lillian nur Recht.
Sie zog ein altes Foto aus ihrer Tasche. Es zeigte ihre Eltern und sie selbst an einem Strand Kubas, dem Herkunftsland Anas. Lillian schloss die Augen. Eine einzelne Träne rann über ihre Wangen. Es war kein Tag vergangen, an dem sie nicht an den Tod ihrer geliebten Eltern gedacht hatte. Und jedes Mal schien es ihr, als würde ihr Herz erneut in tausende kleine Stücke zerspringen und sie von einem Abgrund verschluckt werden.
Anas Augen tränten, als sie ihre Enkeltochter, welche sie noch nicht wahrgenommen hatte, beobachtete. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. Lillian wirkte in diesem Moment so zerbrechlich. Ana fragte sich, wie es ihr jemals möglich sein sollte, dem Mädchen von dem Geheimnis Rosas zu erzählen. Ihre Enkeltochter hatte das Recht davon zu erfahren und sie selbst zerbrach zunehmend an der Lüge. Doch könnte es Lillian, welche ihre Eltern abgöttisch liebte und zudem auch noch hoch idealisierte, verkraften? Es war nun Anas Angelegenheit. Denn Rosa war nicht mehr unter ihnen, um ihrer geliebten Tochter von dem Tag zu erzählen, an welchem sie schmerzhaft erfahren musste, dass sie körperlich nicht dazu in der Lage war, jemals eigene Kinder zu bekommen.
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