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3. Teil
Rosa
Spanish Harlem, 1975
Die sanften Klänge eines alten kubanischen Liedes drangen durch die beiden Räume des Cafes. Rosa strich sich lächelnd eine dunkle Haarsträhne hinter ihr Ohr und summte mit, während sie mit dem Tablett zur Theke ging. „Zwei Bier noch!“, rief sie fröhlich und stellte das Tablett ab.
Der Cafebesitzer, welcher von allen nur Al genannt wurde, schüttelte grinsend den Kopf und stellte zwei große Gläser Bier auf das Speisetablett. „Und jetzt gehe.“
„Wie bitte?“ Sie runzelte die Stirn.
„Señorita Vasquez…“ Er blickte sie streng an. „Ich habe dir vor einer Stunde gesagt, dass du nachhause gehen kannst.“
Sie lachte. „Diese beiden Gäste möchte ich noch bedienen.“
Er entzog ihr das Tablett. „Das mache ich. Einen schönen Abend noch.“
Sie gab schließlich nach. „Danke, dir auch. Bis morgen.“
Al blickte ihr Kopf schüttelnd nach. Er hatte in den sechzig Jahren seines Lebens noch nie so eine ehrgeizige junge Frau gesehen.
Rosa nahm ihre Weste vom Garderobenständer, wünschte noch einmal allen einen schönen Abend und verließ das Cafe. Vor der Tür schlüpfte sie in ihre rote Strickweste und zog ein weißes Haarband aus deren Tasche, mit welchem sie ihr Haar zusammenband. Lächelnd ging sie die lange Straße hinunter und beobachtete zwei kleine Jungs, welche Ball spielten. Sie liebte Kinder über alles und freute sich schon auf die Zeit, wenn auch sie glückliche Mutter sein würde. Ihre eigene Mutter, Ana, war der Meinung, dass sie sich noch Zeit lassen sollte. Schließlich war sie erst achtzehn und hatte gerade erst ihren ersten richtigen Freund kennen gelernt. Ana traute den Männern nicht. Ihre erste und einzige Liebe hatte sie kurz nach Rosas Geburt verlassen und sich nie wieder gemeldet. |
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