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herein, füllten die Teller mit
einer Kelle mit Brei und gossen Tee
in die Tassen. Es war Pfefferminztee,
den kannte er, aber was da im Teller
dampfte, kannte er nicht. Er fragte
seinen Nachbarn, was das ist:
„Haferschleimbrei!“ war die kurze
Antwort.
Nach Ertönen der Glocke begannen
die anderen Kinder zu essen. Er
probierte den Tee und fand, dass
man ihn trinken konnte. Bei dem Brei
war er etwas vorsichtiger und wollte
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nicht so recht daran. Er nahm einen
viertel Löffel voll und führte ihn
langsam zum Mund. Schon der
Geruch schreckte ihn ab. Ganz wenig
zog er mit den Lippen vom Löffel. Es
war heiß und schmeckte nach Korn.
Es war eigentlich nicht der
Geschmack, der ihn ekelte, sondern
vielmehr das Aussehen. Das wollte er
nicht essen trotz des Hungers. Ein
junger Mann hinter ihm hatte wohl
bemerkt, dass er nicht aß, kam auf
ihn zu und fragte, was denn los sei,
warum er nicht esse? „Es schmeckt
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mir nicht!“ „Das musst du essen,
damit du groß und stark wirst. Du
bleibst so lange sitzen, bis du
aufgegessen hast.“
Er saß vor dem Teller und ekelte
sich. Langsam nahm er wieder einen
viertel Löffel voll und schob ihn in
den Mund, würgte es hinunter. Er
machte eine Pause, die Tischreihen
lichteten sich und bald saß er ganz
alleine an dieser großen Tafel im
großen Esssaal. Die Zeit verging
nicht. Löffel für Löffel führte er zum
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Mund bis der Teller fast leer war.
Nun war ihm schlecht und er durfte
gehen.
Das Mittagessen schmeckte ihm gut,
er aß, soviel er konnte und erinnerte
sich dabei an einen Tischspruch
seines Vaters:
„Iß’ und trink, so lang’ dir’s
schmeckt, schon zwei Mal ist uns ‚s
Geld verreckt.“
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