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Romane > Familie
Glieder auszustrecken und in Schlaf zu fallen.

Das geliebte Stadtviertel erscheint Hanjo leer und fremd. Der kalte Herbstwind zerrt an seinem Umhang, als er vor den schwarzen Backsteinsäulen des ehemaligen Kaufmannshauses unter der Ratskirche steht. In die Nase beißt immer noch der starke Geruch. Ruß fliegt umher. Einsam sind die Straßen der Stadt an diesem regnerischen Sonntag. Hanjo sehnt sich in eines der umliegenden Häuser, in denen die Kamine wohlige Wärme spenden und alle Mitglieder des Haushalts versammelt sind, um sich die Erlebnisse des Sommers noch einmal ausführlich zu erzählen. Seine Füße tragen ihn schlotternd in das Lagerhaus der Familie Krummdiek am Hafen. Mit leerem Blick lässt er sich auf dem Stapel Fellballen nieder.

Laute Geräusche und Stimmengewirr reißen Hanjo aus dem Schlaf. Im Erdgeschoss versammeln sich die Lagerarbeiter. Er streicht sich die Kleidung glatt, steigt mit festen Schritten die Leiter herab und mischt sich unter die Männer, die ihn mit aufgerissenen Augen anstarren. „Heilige Jungfrau Maria,“ flüstert einer von ihnen, „bist du geradewegs aus dem Himmel zu uns herabgestiegen?“
„Aus Friesland kam ich zurück und sah nur noch das Haus in Flammen,“ stammelt Hanjo. Das Raunen der Männerstimmen hebt wieder an, als Hanjo mit Entschlossenheit auf ein Fass klettert, tief einatmet und den Rücken strafft. „Männer, hört mir zu! Es ist kein Krummdiek mehr am Leben. Morgen sucht euch neue Arbeit, jedoch für heute bitte ich euch, um des barmherzigen Lebens eures seligen Dienstherrn, eure Arbeit hier im Lager so zu Ende zu bringen, dass ein neuer Besitzer den Handel alsbald weiterführen kann!“
Jeder murmelt still ein Gebet und geht klaglos ans
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