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einem der nächsten Büsche fest. „Verdammt!“, schrie sie auf, als spitze Dornen ihre Finger ritzten.
„Ein Schlehenbusch mag es nicht, wenn man ihn anfasst“, rief plötzlich jemand hinter ihr.
Sie fuhr herum. Wenige Schritte entfernt stand ein Mann in Cordjacke, Jeans und Bergstiefeln, auf dem Rücken einen Rucksack. Sein schulterlanges Haar klebte ihm am Kopf und hing wirr über Augen und Nase. Er strich sich die Strähnen aus dem Gesicht, lächelte kurz und musterte Ilka aus dunklen Augen. Dann trat er langsam näher, schüchtern fast, und legte ihr sacht die Hand auf die Schulter.
„Wo um alles in der Welt wollen Sie denn hin?“, fragte er leise.
„Ich bin zwar kein Schlehenbusch, aber ich kann es trotzdem nicht leiden, wenn mich jemand angrapscht!“, antwortete sie barsch. Im gleichen Augenblick tat es ihr leid.
„Verzeihung.“ Der Mann ließ seine Hand von ihrer Schulter gleiten.
„Wissen Sie, wie weit es noch bis zur Brunnenstube ist?“, fragte sie nun freundlicher. Dabei strich auch sie sich mit der Hand durchs Haar und bemerkte, wie er jede ihrer Bewegungen aufmerksam verfolgte.
„Keine zehn Minuten von hier“, antwortete er. „Wir haben denselben Weg.“ Er lächelte kurz und wandte sich zum Gehen.
„Sie haben nicht zufällig ein Auto?“, rief sie ihm nach.
„Nein.“
„Und wie weit ist es bis zum nächsten Dorf?“
„W-e-i-t!“
Da stand sie nun, unentschlossen, sich der langsam in sie eindringenden Kälte bewusst, die plötzlich und wundersam von einer Wärme verscheucht wurde, die aus ihrem tiefsten Inneren hervorströmte. Was geschah mit ihr? Er war doch nur ein Fremder, und doch spürte sie, wie nie zuvor, eine Kraft in sich erwachen, die alle nüchternen |
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